Lebensqualität ist ein anspruchsvolles Konzept. Worin Lebensqualität genau besteht, unterscheidet sich zwar von Mensch zu Mensch, gleichzeitig gibt es aber auch Dinge, die für alle Menschen gleichermassen wichtig sind. Soll Lebensqualität in der Planung und Bewirtschaftung von Städten, Stadtteilen und Arealen nicht eine leere Floskel bleiben, sondern handlungsleitend werden, dann braucht es ein tragfähiges Konzept, das sich in Planungsinstrumente und Prozesse übersetzen lässt und eine langfristige Perspektive bietet.
Herausforderung und Ziele
Der Begriff «Lebensqualität» spielt eine bedeutende Rolle in der Schweizer Stadt- und Raumplanung, in Smart City Strategien, Arealentwicklungen und Masterplänen. Häufig wird deklariert, dass die hohe Lebensqualität eines Raumes oder einer Stadt durch verschiedene Planungsprozesse erhalten bzw. erhöht werden soll. Gleichzeitig ist es schwierig, «Lebensqualität» auf Ebene Stadt oder Areal zu konkretisieren. Doch ohne eine über die subjektive Zufriedenheit hinausgehende Operationalisierung ist es nicht möglich, eine hohe Lebensqualität in sozialer, ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht zu erreichen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, braucht es gute und handhabbare Methoden und Instrumente.
Die Basler Pilotstudie ermöglicht erste Antworten auf diese Herausforderung. Zusammen mit einer anvisierten Hauptstudie werden folgende Ziele verfolgt:
- Konkretisierung von «Lebensqualität» für den Basler Kontext von Stadt- und Arealplanungen in Form von qualitativen und quantitativen Kriterien
- Entwicklung eines Modells (Bewertungstool, Vorgehen, Prozess-Leitfaden und Hinweise zur Umsetzung) zur Berücksichtigung von Lebensqualität in Planung und Betrieb von Arealen
Lösungsansatz
Für die Basler Pilotstudie wird ein Konzept von Lebensqualität verwendet, das speziell für den Kontext von Nachhaltigkeit entwickelt wurde und das genau darauf abzielt, den Schwierigkeiten der Operationalisierung zu begegnen. Dieses Konzept der «Geschützten Bedürfnisse» (Protected Needs) haben die Teammitglieder der Universität Basel in einer Reihe von interdisziplinären Forschungsprojekten theoretisch entwickelt, mittels einer repräsentativen Erhebung in der Schweiz empirisch bestätigt und in vier asiatischen Megacities (Chennai, Metro Manila, Shanghai, Singapur) explorativ ein erstes Mal auf seine Praxistauglichkeit für das Management von Stadtpärken getestet.
Diese Erkenntnisse und Erfahrungen möchten wir für die Schweiz nutzbar machen. Dafür ist es erforderlich, dieses Konzept auf die realen Planungs- und Betriebsumstände von Arealen in Schweizer Städten anzupassen. Dabei muss das Konzept der «Geschützten Bedürfnisse» so operationalisiert werden, dass es einen allgemein anwendbaren Rahmen bietet, sich an bereits existierende Tools aus dem Bereich Nachhaltigkeit, Energie und Klima optimal anschmiegt und mit einem vertretbaren Aufwand einzusetzen ist. Um dies zu erreichen, greifen wir auf die Erfahrungen von novatlantis aus der Konkretisierung der Smartness von 2000-Watt-Arealen zurück. Dank unserer Erfahrung und Expertise sind wir in der Lage, Brücken zu schlagen zu etablierten Tools wie z.B. zum Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS, zu 2000-Watt-Arealen oder zu den verschiedenen Abstufungen der Minergie-Label-Linie. Diese bestehenden Tools sehen den Einbezug von Aspekten der Lebensqualität in der Planungs- und Betriebsphase der Areale vor, begnügen sich jedoch mit deskriptiven Indikatoren und zu wenig differenzierenden Checklisten. Das von uns entwickelte Modell soll diese Lücke schliessen, die Planungsprozesse für Investoren, Raum- und Arealplanende sowie Areal-Trägerschaften verbessern und wissenschaftlich getestet sein.
Die Quadrate stehen für die neun Geschützten Bedürfnisse, die die Grundlage bilden für die Operationalisierung von Lebensqualität im Projekt.
Basler Pilotstudie
Die Pilotstudie soll zwei Arten von Ergebnissen hervorbringen: In einer Phase des Co-Designs werden die Vorgehensweise und Produkte für eine Hauptstudie ausgearbeitet, um so sicherzustellen, dass die Hauptstudie von vielen Akteuren getragen wird, sie von Beginn an auf die Bedarfe und Handlungsoptionen zentraler Akteure in der Praxis zugeschnitten ist und ihren Rahmenbedingungen Rechnung trägt. Um zu gewährleisten, dass die Hauptstudie von vielen Akteuren getragen wird, beinhaltet die Pilotstudie auch die Identifizierung eines ersten Netzwerks von Akteuren, mit denen in der Hauptstudie zusammengearbeitet werden soll und die in der Hauptstudie auch miteinander vernetzt werden sollen. In inhaltlicher Hinsicht soll die Pilotstudie zu einer ersten Einschätzung führen zu folgenden Fragen: Wo stehen die Akteure in Bezug auf das Thema Lebensqualität in Arealen? Wo liegen die Potentiale und Bedarfe dieses Themas in einzelnen Arealen und im Gesamtzusammenhang der Stadtentwicklung? Wo stehen zentrale Areale in Basel diesbezüglich? Wie könnte in Zukunft das Thema – die Operationalisierung von Lebensqualität namentlich mit Blick auf die Planung und den Betrieb von Arealen – weiterbearbeitet werden auf der Ebene von Arealen und auf der Ebene der Stadtentwicklung.
Vorgehen
Das Vorgehen in der Pilotstudie umfasst:
a) Bedarfsanalysen bei ausgewählten Akteuren der Basler Verwaltung und Immobilienbranche,
b) mehrere Areal-Begehungen und
c) die Triangulation von Potenzial und Perspektiven in Basel
Schlussbericht
Weitere Informationen zum Vorgehen sowie zu den Ergebenissen der Pilotstudie finden sich im Schlussbericht.